Der fränkische Weg zu Gott: So war der Mundartgottesdienst in Puschendorf

Puschendorf - Hier lassen sich sogar Menschen blicken, die mit Kirche sonst nicht so viel verbindet: Der Mundartgottesdienst der Puschendorfer Wolfgangsgemeinde war auch diesmal ein Erfolg - kein Wunder, denn zur Feier lockte obendrein schönes Biergartenwetter. 

„Schee, dass mir uns heit da treffen, schee, dass wir uns heit da sehng!“ Dem herrlichen Sommerwetter war es zu verdanken, dass der traditionelle Mundartgottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Sankt Wolfgang nach vielen Jahren Pause wieder einmal im Biergarten des Gasthauses „Zum grünen Baum“ gefeiert werden konnte. Der Posaunenchor lieferte die klangvolle Unterstützung für die Lieder, die ausnahmslos in fränkischer Mundart gesungen wurden. 

Viele der Gottesdiensttexte und -Lieder entstammen aus der Feder von Prädikant Albert Trommer, dem Initiator und Prediger dieses "etwas anderen" Gottesdienstes. „Wir sprechen hier fränkisch, da versteh’n wir uns alle besser“. Mit diesem einfachen Rezept gelingt es Trommer seit vielen Jahren immer wieder sowohl Auswärtige wie Kirchenfernstehende zu einem Gottesdienstbesuch zu bewegen. 

Seit Jahrzehnten ist er bemüht, die fränkische Sprache zu pflegen und „unter die Leut‘ zu bringen“. Er sammelt Geschichten und Anekdoten aus alter Zeit, damit sie nicht verloren gehen, und lädt ein zur „Fränkischen Weihnacht“. Für die im Herbst erscheinende „Fränkische Bibel“ sind etliche Texte von ihm ins Fränkische übertragen worden. Lange engagiert sich Trommer im „Arbeitskreis Mundart in der Kirche“ (MINK). Gemeinsam mit dem Arbeitskreis lädt er seit 2008 jährlich am 2. Juli zum „Tag der Franken“ nach Puschendorf ein. Das Erfolgsrezept dieser Veranstaltung sind ebenfalls vorgetragene Mundarttexte, fränkische Livemusik, ein fränkisches Büfett und gemeinsam gesungenes fränkisches Liedgut. 

Unter dem Thema "Ärbern und Beten" hält Trommer an diesem Sonntag ein Plädoyer für den Sonntag als Tag der Ruhe, der Entspannung und des Gebets. Nahezu jeder leide heute unter Zeitnot und Arbeitsdruck, obwohl doch die technischen Neuerungen viele Handgriffe überflüssig machen und Arbeitsprozesse erleichtern. Für nicht wenige Menschen, ob Jung oder Alt, bestimme das „Wischkästla“, wie er das moderne Smartphone bezeichnet, bereits den gesamten Alltag und führe vielfach zu zusätzlicher psychischer Belastung. Gerade in solchen Situationen sei es wichtig, dass man sich bewusst Zeit nehme zum Ausruhen und Beten. 

"Lieber Sunndoch, du bist ein Geschenk Gottes für uns“, sagte Trommer, bevor er im Anschluss an den Gottesdienst die versammelte Gemeinde an Ort und Stelle zu einem fränkischen Büfett mit Kloß, Soß und Braten einlud.