Puschendorf vor Open-Beatz-Chaos?

BAHNBAUSTELLE - Tausende von Gästen reisen mit dem Zug zum Festival, die DB baut Treppen.
 

PUSCHENDORF – Es brodelt in Puschendorf. Zumindest alle, die auf die Fahrt mit der Deutschen Bahn angewiesen sind, zeigen Unverständnis und auch Ärger. Bei vielen hat sich einiges Verdruss angestaut in den letzten Jahren. 

Nach einer mehrmonatigen Streckensperrung im vergangenen Jahr fallen jetzt im Frühsommer über viele Wochen hinweg wieder etliche Zugverbindungen, vor allem die S-Bahn nach Fürth und Nürnberg, aus. Dazu baut die Bahn ausgerechnet jetzt bis Ende August die beiden Zugangstreppen zum nördlichen Bahnsteig am Puschendorfer Bahnhaltepunkt komplett neu. Allerdings nicht - wie seit vielen Jahren von den Bahnreisenden gewünscht und von lokalen Politikern gefordert - in einer barrierefreien Ausfertigung mit einer für Kinderwagen und Fahrrädern befahrbaren Rampe, sondern in exakt der gleichen Ausfertigung wie es sie seit Jahrzehnten gibt. 

Für Ute Lämmermann, die regelmäßig zur Arbeit nach Fürth fährt, ist der von der DB organisierte Schienenersatzverkehr (SEV) keine echte Alternative. „Da klappt wenig“, sagt sie. Die Zugfahrt nach Fürth dauert nun statt der gewohnten Fahrzeit von 13 Minuten mit der S-Bahn nun das Zwei- bis Dreifache, nämlich 40 Minuten und länger. Da lässt sie sich lieber mit dem Auto zum Bahnhof Siegelsdorf fahren und am Abend abholen, um keine Zeit zu verlieren. Meist sind es nur eine bis zwei Handvoll Reisende, die diesen Ersatzservice in Anspruch nehmen. Die S-Bahnzüge aus und nach Neustadt/Aisch sind bei Normalverkehr jedoch stets mit 100 – 200 Personen gut besetzt. 

Hermann Wick fragt unten am Bahnhaltepunkt die wartenden Fahrgäste, woher sie denn wissen, dass jetzt gerade ein Zug fährt. „Aus dem Internet“, lautet deren Antwort. Das habe er aber nicht, sagt der 84-Jährige. Anders als im vergangenen Jahr stellt die Bahn den Ersatzfahrplan diesmal nicht auf Papier zur Verfügung, sondern lediglich als Datei im Internet. Das bestätigt die Fahrplanauskunft am Fürther Hauptbahnhof. Es gibt dafür an jedem betroffenen Bahnhof, so wird von der Auskunft erklärt, zusätzlich schriftliche Hinweistafeln. Nur – in Puschendorf sind lediglich die ausfallenden Zugverbindungen aufgelistet, verbunden mit dem Hinweis, dass der entsprechende Ersatzbus bereits 35 Minuten zuvor am 500 Metern entfernten Rathaus abgefahren ist. 

Der Schienenersatzverkehr nähert sich dem Ende. Doch der Ärger über die neuen Treppen bleibt vorerst. Stephan Buck (Freie Wähler) hat diese im Gemeinderat angekündigte Planung des Neubaus der beiden Zugangstreppen in seiner ersten Reaktion als „Treppenwitz der Bahn“ bezeichnet. Denn seine Wählergemeinschaft bemüht sich seit Jahren darum, den Bahnzugang dort barrierefrei zu gestalten. Genauso wie es Ministerpräsident Horst Seehofer bereits vor vielen Jahren für ganz Bayern angekündigt und versprochen hatte. 

Mit Grausen blickt er dem letzten Juliwochenende entgegen, an dem das bundesweit bekannte Open Beatz-Festival mit erwarteten 30 000 Besuchern nur wenige hundert Meter nördlich der Ortsgrenze auf freiem Feld stattfindet. „Wie sollen die Tausende mit dem Zug anreisenden Gäste den Bahnsteig verlassen, wenn alles abgesperrt ist“, fragt er. Die schriftliche Stellungnahme aus dem Puschendorfer Rathaus lautet dazu knapp: „Die Gemeindeverwaltung hat mit Rücksichtnahme auf das Open Beatz-Wochenende eine Regelung getroffen, die es der Bahn ermöglicht, ihre Baumaßnahme in der Sperrzeit, wie beantragt und in den Mitteilungen vermerkt, vorzunehmen.“